ELEKROCHEMISCHES REINIGEN
Ausgehend vom anodischen Beizen wurden zunächst mobile Anlagen entwickelt , um Schweißnähte ohne die aufwendigen Beizbäder zu reinigen . Verschiedene
Weiterentwicklungen haben dann zu den heutigen Anlagen geführt , die zum wirtschaftlichen Entfernen von Anlauffarben bei Schweißnähten eingesetzt werden . Es wird bei diesen Geräten meistens von Reinigungsgeräten bzw. von Reinigungs – und Signiergeräten gesprochen , weil letztere Funktion zusätzlich durchgeführt werden kann .
Die Mehrzahl der Angebotenen Geräte sind Handgeräte die im Betrieb und auf der Baustelle problemlos an jede Schweißnaht gebracht werden kann .Die Bedienung ist einfach gestaltet , so dass jedermann sofort mit einer solchen Anlage umgehen kann.
Bei kombinierten Reinigungs –und Signiergeräten wird der Stufenschalter auf „ Reinigen“ gestellt und die Anlage fördert eine optimale Stromdichte für das mitgelieferten Elektrolyt.
Dieser Reinigungsprozess zum Entfernen von Anlauffarben wird mit Wechselstrom durchgeführt . Zum Entfernen der Anlauffarben werden Streifen eines Nadelfilzes mit einem O – Ring auf einem Kohlestempel ( Anode ) befestigt .Der Stempel mit dem Filz wird in den Elektrolyt getaucht . Nun geht man so lange über das Bauteil , bis die Anlauffarben vollständig entfernt sind . Das Entfernen der Anlauffarbe ist gut zu beobachten.
Die unter dem Mikroskop gesehen oben aufliegenden Anlauffarben werden durch die Elektrolyse ( Aufspaltung einer Chemischen Verbindung unter der Einwirkung des elektrischen Stroms ) entfernt .
Es entstehen beim Arbeiten keine Gase oder Dämpfe die einen besonderen Arbeitsschutz erforderlich machen. Der Bereich der Schweißnaht und der Wärmeeinflusszone sind nach dem Arbeitsgang des Reinigens frei von Anlauffarben und es lassen sich keine optischen Unterschiede zwischen dem gereinigten und dem ursprünglichen Material feststellen .
Durch den Säureanteil im Elektrolyt hat mit dem Reinigungsprozess wie beim Abspülen der Beizpasten bereits eine Passivierung stattgefunden .Ein Abspülung mit Wasser ist ratsam, ohne dass eine Entsorgung des Spülwassers vor -
genommen werden muss .
Die Anwendungen für dieses Verfahren sind vielseitig und reichen von Anwendungen im Metallbau ,Maschinen in der Nahrungsindustrie bis zu Blechkonstruktionen aller Art .
Im Vergleich zu chemischen Nachbehandlungsverfahren ist diese Verfahren im Betrieb und auf der Baustelle durchführbar, weil keine persönlichen Schutzmaßnahmen und die Entsorgung von Spülwasser notwendig sind .
Nach dem Reinigen können neben der Schweißnaht durch die Wärmeeinflusszone noch Farbunterschiede auftreten . Die Oberfläche ist durch die Schweißwärme verändert worden ,
ohne dass Materialveränderungen statt gefunden haben .
Der oben bereits angesprochene Stufenschalter wird nun auf die Stufe 2 geschaltet . Das Gerät liefert nun Gleichstrom .
Mit dem entsprechenden Elektrolyt kann ich nun in
µ Schichten Material abtragen und die Farbunterschiede in der Wärmeeinflusszone vollständig beseitigen.
Nach diesem Arbeitsgang muss das Bauteil mit Wasser abgespült werden.
Größere Flächen lassen sich wegen der begrenzten Stromleistung aber nicht “ polieren“.
Ein weiteres Anwendungsgebiet des Gerätes ist das Signieren von Bauteilen und Halbzeugen .
Mit Wechselstrom und einem anderen Hochleistungselektrolyt können Logos ,Schriften und Chargennummern dunkel signiert werden . Eine nach Kundenwunsch gefertigte
Schablone wird auf das Bauteil gelegt . Der mit dem Filz tamponierte Stempel wird in das entsprechende Elektrolyt getaucht . Nun wird der Stempel einige mal gleichmäßig über die Schablone bewegt .Die Kohlestoffe im Metall werden durch dieses Verfahren gebunden und an die Oberfläche gefördert .
Fazit:
Das elektrochemische Reinigen ist ein universelles Verfahren zum Entfernen der Anlauffarben nach dem Schweißen von nicht rostenden Stählen . Der Werkstoff bleibt optisch unbeeinflusst und die Korrosionsbeständigkeit bleibt erhalten . Das Verfahren kann überall im Betrieb und auf der Baustelle durchgeführt werden , weil kein besonderer Personenschutz
erforderlich ist und keine Schadstoffe zu entsorgen sind .
Wie bei jedem Verfahren müssen auch hier die Grenzen für einen weniger technisch als wirtschaftlich sinnvollen Einsatz genannt werden . Der elektrische Strom und damit die Stromdichte erlauben Elektrolyte mit sehr geringen Gehalt an Mineralsäuren , die keine Kennzeichnungspflicht und Entsorgung erfordert . Gleichzeitig will man keinen chemischen Angriff auf das Grundmaterial haben . Das bedeutet einen begrenzte Auflösung der oxydierten Bereiche . Mit dem Verfahren lassen sich die Anlauffarben aller Schweißverfahren entfernen .WIG – geschweißte Nähte bereiten in diesem Zusammenhang keine Probleme . Bei starke Oxydation der Naht – hervorgerufen durch große Wärmeeinbringung oder Abbrand
Beim MAG – Schweißen mit Massivdraht – kommt das Verfahren an seine wirtschaftliche Grenze .Das gleich gilt für überdimensionierte Bauteile .